MIT FOTOGRAFEN DURCHS JAHR: JANUAR

Faible für die superschöne Alb

LENNINGEN: Weitere Vorlieben von Barbara Ruff sind Dampfmaschinen, Flugzeuge und Schiffsmodelle – Mitglied bei den Fotofreunden Altbach

Von Regina Schultze

 Barbara Ruff  Teck im Winter

„80 Prozent meiner Aufnahmen entstehen hier. Wir wohnen doch in einer superschönen Gegend!" Die gebürtige Lenningerin Barbara Ruff begeistert sich immer wieder, wenn sie von zuhause aus auf Tour geht. „Am liebsten allein", gesteht sie, im Frühjahr mit ihrer Vespa. An diesem schönen Schneetag hat sie die EZ-Redakteurin im Schlepptau. Eine Wanderung auf dem Breitenstein ist angesagt. „Das ist nicht mein Lieblingstag", warnt die Hobbyfotografin. „Zu wenig Wetter". Keine Wolken, kein Reif, nichts Markantes. „Wenn’s Schlechtwetter ist, ist das auch gut", lautet ihr Motto. Bei Sonnenschein geht’s vom Parkplatz aus durch den Wald eine kleine Anhöhe hinauf. Oben überblickt man das Lenninger Tal mit dem Hohen Neuffen und der Burg Teck. Doch für eine märchenhafte Aufnahme kommen wir eine halbe Minute zu spät: Eben noch ist die Teck wie auf Zuckerwatte gebettet. In Windeseile zieht der Nebelschwaden aber in die Höhe, und noch bevor die Kamera mit klammen Fingern gezückt ist, ist die Burg verschluckt. Künstlerpech. Für ihre Fotos von der Teck ist Barbara Ruff auch im Fotoclub Altbach bekannt: Ist ein Bild der Burg beim anonymen Vereinswettbewerb „Foto des Jahres" zu sehen, tippt gleich jeder auf die Lenningerin, gesteht sie lachend. Manchmal auch zu Unrecht. Obwohl sie im Ortsteil Brucken wohnt und in Kirchheim arbeitet – übrigens in dem Fotogeschäft, in dem sie ihre erste Kamera erstanden hat –, ist die 47-Jährige Mitglied seit 2001 bei den Fotofreunden Altbach. „Ich habe mich dort gleich sehr wohl gefühlt". Vorherige Kontaktversuche zu anderen Vereinen waren weniger erfolgreich. Intensivberatung per Telefon Als erste von inzwischen zwei Frauen fühlte sie sich in Altbach willkommen. Gleich im ersten Jahr gelang ihr das „Bild des Jahres": eine Nachtaufnahme der Teck mit Vollmond. Was sie an ihren Vereinskollegen schätzt: Als sie jüngst eine Diashow plante, streikte der Computer. Ein Hilferuf brachte eine prompte zweistündige Beratung per Telefon: „Am Computer war etwas nicht richtig installiert". Seit einem Dreivierteljahr ist die gelernte Fotolaborantin der Digitalfotografie verfallen: Während sich in ihrem Fotozimmer etwa 40 000 Dias von früher in Tüten stapeln, hat sie seit dem Kauf ihrer Cannon 350 D allein schon 13 000 Bilder geschossen. „Mehr als 1000 Bilder waren es beim Flugtag auf der Alb." Großer Vorteil: „Da kann man 90 Prozent rausschmeißen, weil die Flugzeuge nicht scharf sind". Ganz anders war das, als sie mit 13 Jahren vom Konfirmationsgeld ihre erste Kamera kaufte. Eine Spiegelreflex. „Damals hat man allein schon aus Kostengründen genau überlegt, was man knipst. Das Taschengeld hat gerade für einen Diafilm gereicht". Motive waren Blumen und Urlaubsszenen. „Früher hab’ ich nie Menschen fotografiert, Flugmodelle waren mir lieber". Auch heute noch liebt sie Technisches, etwa Dampfmaschinen, Flugzeuge, Schiffsmodelle. Die hatte sie auch als Angestellte in Werbeagenturen für Kataloge ins rechte Licht gesetzt. „Ich hab’ nicht die Geduld, stundenlang zu warten, bis mir ein Tier vor die Linse läuft", gesteht die temperamentvolle Schwäbin. Lieber stapft sie die Berge vor ihrer Haustüre hoch, lichtet die Alb ab oder das Freilichtmuseum Beuren. „Da hab’ ich eine Jahreskarte". Die reicht ihr nicht. Schließlich bietet das Museumsdorf auch im Winter reizvolle Motive. „Ich bin da schon über den Zaun gestiegen", gesteht die Sünderin lachend. Während ihre beiden Töchter Sarah und Lucia früher genervt waren vom Hobby der Mutter, („Ich bin so oft stehen geblieben"), besitzen beide inzwischen selbst Kameras. Die der 20-jährigen Lucia ist „klein wie eine Zigarettenschachtel", lobt die Mama – weshalb sie sich das Miniteil häufig unter den Nagel reißt.

Winterlandschaft

(Quelle: Esslinger Zeitung 25.01.2006 Fotos: Barbara Ruff, Roberto Bulgrin)